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Metallurgie

Metallurgie

 Die Metallurgie bzw. das Hüttenwesen bezeichnet alle Verfahren zur Herstellung und Nutzung von Metallen und Halbmetallen. Ferner umfasst Metallurgie alle Prozesse und Methoden, die notwendig sind, um aus Rohmaterialien metallische Endprodukte herzustellen.


Daher zählen neben der Metallerzeugung unter anderem auch die Metallformung, die Gießereitechnik, die Feuerfestindustrie sowie der Hütten- und Gießereimaschinenbau zur Metallurgie. Natürlich kann die Metallurgie nicht unabhängig von der Werkstoffwissenschaft oder der Werkstofftechnik betrachtet werden. Auch sie sind Bestandteil der „metallurgischen Familie“.


Die zur Herstellung metallischer Werkstoffe notwendigen Rohstoffe, insbesondere Erze und Energieträger, beschafft die Bergbauindustrie, die mit der Metallurgie historisch eng verbunden ist. Metallurgie und Bergbau bilden zusammen die Montanindustrie.

Metallurgie bedeutet auch heute Zukunft! Zukunft aus Tradition und Verantwortung!
Nahezu jede Innovation und jedes neue Produktionsverfahren ist nur durch einen neuen oder angepassten Hochleistungswerkstoff möglich. Metallurgische Erzeugnisse sind allgegenwärtig.


Jeder hat bestimmt schon einmal etwas von dem sogenannten V2A- bzw. V4A-Stahl gehört, der unter dem Handelsnamen „Nirosta“ bekannt wurde. Jeder hat ihn in der Küche! Der Erfinder des nichtrostenden Stahles war Eduard Maurer, der von 1925 bis 1945 amtierender Professor für Eisenhüttenkunde an der TU Bergakademie Freiberg war.


Die Kraftwerksturbine, die den Strom für unsere Haushaltsgeräte liefert; der Toaster und die Kaffeemaschine, die für einen gelungenen Start in den Tag sorgen; das Besteck mit dem wir essen; die Herdplatte, auf der der Topf mit dem duftenden Mittagessen steht; das elegante Hochhaus, in dem wir arbeiten; die Waschmaschine, die das Lieblingshemd für das romantische Abendessen wäscht oder die kilometerlange Brücke, über die man mit dem Auto in den Urlaub fährt – dies alles ist ohne Metallurgie nicht denkbar. In allem stecken Metalle, in vielem steckt Stahl. Aber nicht nur Stahl. Es ist die Kombination der Metalle, die das Leben erleichtert. Die Stärke und Robustheit von Stahl, die Beständigkeit von Nickel und Chrom, die Leitfähigkeit und Duktilität von Kupfer und Aluminium erlauben ein sicheres und komfortables Leben. Und sollte doch einmal etwas schiefgehen, ist Metallurgie der Garant für Sicherheit. Das Rettungsboot aus Stahl oder Aluminium, dass jemanden aus Seenot rettet; der Hubschrauber, der den Verunfallten ins Krankenhaus bringt; die Schrauben und Schienen aus Titan, die Knochen schneller heilen lassen – dies alles ist ohne Metallurgie nicht denkbar.


Metallurgie nützt auch der Umwelt. Neue leitfähige Materialien, die für weniger Verluste bei der Übertragung vom Strom sorgen; neue Turbinen, die den Wirkungsgrad von Kraftwerken deutlich erhöhen; Stähle für Windkraftanlagen und Bohrgestänge für Geothermiebohrungen – dies alles hilft dabei, CO2 einzusparen und die Umwelt zu entlasten.


Die Metallurgie bereichert das Leben; sie sorgt für Lebensqualität, sichert die Energieversorgung mit Wärme und Licht, lässt die Menschen leichter reisen, gibt dem Leben Sicherheit und leistet Vorbildliches im Umweltschutz.

Kaum ein anderer Industriezweig wird so oft totgesagt wie die Metallurgie. Aber werfen wir mal einen Blick in die Geschichtsbücher.

Was wäre die Menschheit ohne Metallurgie?

Bereits 8000 v. Chr. begannen die Menschen erstmalig Metalle zu verarbeiten.

Über die 4000 Jahre später einsetzende Kupferzeit, die Bronzezeit (ca. ab 1700 v. Chr.) bis hin zum beginnenden Eisenzeitalter um 800 v. Chr. war die Entwicklung der Menschheit immer mit Metallen verbunden. Mit dem Aufkommen der ersten Hochöfen im 13. Jahrhundert lässt sich eine direkte Linie der Verfahren und Methoden der Montanindustrie bis hin zur industriellen Revolution ziehen. Die Möglichkeit, Wasserdampf technisch zu nutzen, führte zu einem nie da gewesenen Innovationsschub auf dem europäischen Kontinent und dem Rest der Welt. Leider gingen damit auch menschliche Verelendung und die Entwicklung des sogenannten „Manchester-Kapitalismus“ einher.

Immer wieder war es die Metallurgie, die bei dem Streben der Menschen und Staaten nach wirtschaftlichem Erfolg, Einfluss und Macht eine wichtige Rolle spielte. Dieses Streben stellte eine Ursache für verschiedene bewaffnete Konflikte in Europa dar. Der deutsch-französische Krieg 1870/71, der Erste Weltkrieg 1914–1918 oder der Zweite Weltkrieg 1939–1945 sind hierfür Beispiele.

Aber auch die goldenen Zwanziger Jahre zwischen den beiden großen Kriegen des 20. Jahrhunderts verdanken ihre Existenz der Metallurgie. Zeiten wirtschaftlichen Aufschwungs und Friedens waren und sind auch immer an den Aufschwung der Grundstoffindustrie gekoppelt gewesen. Viele wissen nicht, dass eben genau Kohle und Stahl es waren, die Frankreich und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg einander näherbrachten. Nie wieder sollte eine wirtschaftliche Dominanz eines der beiden Länder Potenzial für einen Konflikt beinhalten. So kam es nach Gründung der Montanunion zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) im Jahre 1951 durch Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande. Hieraus entwickelten sich später die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und letztendlich die Europäische Union in ihrer jetzigen Form. Seit 60 Jahren erleben wir eine Zeit des Friedens und des Wohlstands in Westeuropa – einmalig in der langen Geschichte dieses Kontinents.

Metallurgie wird auch heute leider oft von vielen noch mit den Augen der Vergangenheit gesehen. Ja, die Metallurgie war eine durch Lärm, Schmutz und Umweltbelastung gezeichnete Industrie. Aber genauso wie sich der gesellschaftliche Umgang mit dem Thema Umweltschutz und Lebensqualität änderte, änderte sich auch die Metallurgie.

Viele Innovationen und Investitionen in Umweltschutz sorgen heute dafür, dass Hüttenwerke von heute – im Verhältnis zu den hergestellten Mengen ihrer Produkte – zu einer sauberen Sache geworden sind. Oft wird vergessen, dass Metallurgie die Triebkraft für Innovation ist. Denn was wäre also die industrielle Revolution ohne die Dampfmaschine und ohne Stahl gewesen? Was sind Computer oder Handy ohne Kupfer? Die Solarzelle ohne Silizium? Innovationen waren, sind und werden auch immer werkstoffbedingt sein.

Am 21. November 1765 wurde die „königlich sächsische Bergakademie zu Freiberg“ gegründet. Damals einmalig in Europa gewann die heutige TU Bergakademie Freiberg, durch die besondere Ausrichtung der Ausbildung und Forschung, den Ruf einer montan wissenschaftlichen Hochschule. Aufgrund ihrer ununterbrochenen Existenz ist sie die älteste montan wissenschaftliche Hochschule weltweit.

Seit ihrer Gründung waren viele berühmte Persönlichkeiten in Freiberg tätig, wie z.B. Clemens Winkler (Entdecker des Germaniums in Freiberg), Ferdinand Reich und Theodor Richter (Entdecker des Indiums in Freiberg), und Alexander von Humboldt (Naturforscher).

Heute studieren in Freiberg 5458 Studenten – die meisten von ihnen eines der vier Kernfelder Geo, Material, Energie oder Umwelt.

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